Universitätsleitung
Viele der drängendsten Fragen unserer Zeit können nicht von einzelnen Forschenden beantwortet werden. Deshalb setzt die Universität Bern auf eine stark vernetzte internationale Forschung.
Von Prof. Dr. Daniel Candinas, Vizerektor Forschung
«Die Welt ist ein Experiment, dessen Ausgang wir nicht kennen können.» Diesem Zitat des Philosophen Karl Popper folgend, haben sich Forschende der Universität Bern auch im vergangenen Jahr intensiv und erfolgreich mit der Erweiterung der menschlichen Wissensgrenzen beschäftigt und in zahlreichen Projekten, Kooperationen und vielgestaltigen Beiträgen herausragende Forschungsleistungen erbracht. Wir möchten dieses Jahr ein besonderes Augenmerk auf die internationale Vernetzung der Berner Forschung werfen und dies mit Beispielen illustrieren.
Die Universität Bern war auch 2019 als Forschungspartnerin bei zahlreichen Anträgen für internationale Kollaborationen involviert. Das wichtigste Programm für internationale Projekte ist «Horizon 2020», das Forschungsrahmenprogramm der EU. In diesem Rahmen erarbeiten Teams aus Hochschulen, Forschungszentren und Firmen gemeinsam neue Lösungen für technische, wissenschaftliche oder gesellschaftliche Herausforderungen. Ein Beispiel: Das europäische Projekt Global Gravity-based Groundwater Product (G3P) kombiniert Satellitenmessungen und Daten über die Schwerkraft der Erde, um die Verfügbarkeit von Grundwasser zu bestimmen. Das Berner Team um Adrian Jäggi, Professor am Astronomischen Institut, leitet die Verarbeitung der Schwerkraftdaten aus den Satellitenmessungen. Neben EU-Projekten sind Berner Forschende auch an kompetitiven Projekten aus Übersee, namentlich den USA (im Berichtsjahr 13 Projekte), Kanada und China beteiligt.
«Die Universität Bern ist ein geschätztes Ziel für ehrgeizige Postdocs aus dem Ausland.»
Prof. Dr. Daniel Candinas, Vizerektor Forschung
Die Universität Bern ist auch ein geschätztes Ziel für ehrgeizige Postdocs aus dem Ausland. Diese müssen sich um internationale Stipendien bewerben, wenn sie ein Projekt an der Universität Bern durchführen wollen. Für die begehrten Fellowships der EU bewarben sich 2019 42 Nachwuchsforschende – eine Rekordzahl. Diese Stipendien sind sehr kompetitiv: die Mittel reichen nur, um 12 bis 14 Prozent der Bewerbungen zu finanzieren. In einer Umfrage des Vizerektorats Forschung gaben die Postdocs an, dass die Universität Bern der ideale Ort für das Forschungsprojekt sei. Ein Beispiel: Dr. Caiti Hauck aus Brasilien begann 2019 ihr Fellowship-Projekt CLEFNI: The choral life in the cities of Bern and Fribourg in the long nineteenth century am Institut für Musikwissenschaften. Sie untersucht, wie bei der Entstehung des modernen Bundesstaats im 19. Jahrhundert Männerchöre in Fribourg anders als in Bern die Integration zwischen Sprachen und Konfessionen begünstigten.
Berner Forschende engagieren sich auch in Forschungsprojekten in der Dritten Welt, welche sich mit den enormen Herausforderungen für das Gesundheitssystem in afrikanischen Ländern beschäftigen. Die Arbeitsgruppe um Professor Andrew Macpherson arbeitet beispielsweise mit Forschungsteams in Harare (Zimbabwe) und Nairobi (Kenia) zum besseren Verständnis invalidisierender und tödlicher Darmerkrankungen bei Kleinkindern und die Forschergruppe um Matthias Egger beschäftigt sich mit Strategien zur Therapie und Prophylaxe von HIV-Infektionen in Malawi, Südafrika und Zambia. Ein Teil dieser Forschung wir durch philantropische Stiftungen unterstützt und schafft durch vertieftes Wissen humanitäre Werte.