Interkulturelles Wissen
Geschlechtsstereotype haben sich in den USA erheblich gewandelt. In einer Meta-Analyse mit Daten aus über sieben Jahrzehnten zeigen Forschende der Universität Bern und der Northwestern University (USA): Die bei Frauen wahrgenommene Kompetenz hat im Vergleich zu Männern stark zugenommen. In einer Meinungsumfrage von 1946 sahen noch knapp zwei Drittel der befragten Personen Unterschiede in der Intelligenz: die meisten meinten, Männer wären Frauen überlegen. 2018 sah nur noch etwa jede 7. Person einen Unterschied: Dabei hielten 9% Frauen für intelligenter, nur 5% dagegen Männer. Diese Veränderung steht im Einklang mit der zunehmenden Bildung und Beteiligung von Frauen im Arbeitsmarkt.
«Seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich die Rollen von Frauen und Männern in den USA wie in vielen westlichen Nationen gravierend gewandelt. »
Dr. Christa Nater, Institut für Psychologie
Für diese Studie hat das Team um die Forscherinnen Christa Nater und Sabine Sczesny sechzehn national repräsentative Meinungsumfragen analysiert, die zwischen 1946 und 2018 in den USA durchgeführt wurden. Die Zahl der Befragten betrug mehr als 30‘000.
Untersucht wurden innerhalb dieser Meinungsumfragen drei Stereotype:
Communion: charakterisiert durch Eigenschaften wie mitfühlend, sensibel, liebevoll
Agency: Eigenschaften wie ehrgeizig, aggressiv, entscheidungsfreudig
Kompetenz: Eigenschaften wie intelligent, organisiert, kreativ.
Die Befragten gaben an, ob ihrer Meinung nach diese Eigenschaften eher Frauen, eher Männern oder beiden Geschlechtern gleichermassen zugeschrieben werden.
«Geschlechtsstereotype spiegeln die soziale Position von Frauen und Männern in der Gesellschaft wider und ändern sich daher nur, wenn sich diese Positionen verändern.»
Prof. Dr. Sabine Sczesny, Institut für Psychologie