Universitätsleitung
Neue Initiativen, um Mensch und Natur in Einklang zu bringen – und das Wissenschaftsfest «Bern im All»: Die Universität Bern wirkte auch 2019 stark in und mit der Gesellschaft.
Von Prof. Dr. Christian Leumann, Rektor
Das Jahr 2019 war für die Universität Bern in verschiedener Hinsicht ein ganz besonderes. Mit Dankbarkeit und Wertschätzung möchte ich auf die erbrachten Leistungen zurückblicken.
Gemeinsam mit der Unterstützung von Hansjörg Wyss und dem Kanton Bern konnte noch vor Ende Jahr die Wyss Academy for Nature gegründet werden. Nach einer zweijährigen Verhandlungs- und Konzeptionsphase war dies ein höchst erfolgreiches Highlight zum Jahresende. Das Forschungszentrum im Bereich Natur und Mensch wird – durch den Zusammenschluss von Fachleuten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft – die Auswirkungen von Biodiversitätsverlusten, beschleunigtem Klimawandel und Ansprüchen an Landressourcen auf innovative, nachhaltige und anwendungsorientierte Weise erforschen.
Die Forschungsleistungen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit werden global und regional gesehen immer wichtiger, diese Zeichen wurden an der Universität Bern längstens erkannt. Ein Forschungsprojekt der Universität Bern zum Thema «Causes and Consequences of Biodiversity Change» hat sich daher um einen Nationalen Forschungsschwerpunkt des Schweizerischen Nationalfonds beworben. Dieser wurde jedoch trotz des wissenschaftlichen Exzellenzsiegels des Schweizer Nationalfonds leider nicht berücksichtigt. Auch wenn die Politik einem Thema (noch) keine Priorität einräumt, bleibt es Aufgabe der Universität, an den aus wissenschaftlicher Sicht bedeutenden Themen weiterzuarbeiten. Mit solcher, teilweise jahrzehntelanger Forschung war die Universität Bern schon oftmals erfolgreich, man denke an die Klimaforschung (seit 150 Jahren) oder die Weltraumforschung (seit über 50 Jahren). Jüngstes Beispiel ist Professor Peter Messerli und sein Team vom Centre for Development and Environment, das eine führende Rolle gespielt hat für den Global Sustainable Development Report der UNO, der im September in New York vorgestellt worden ist.
Im Wintersemester 2019 haben wir zum ersten Mal die Grenze von 18’500 Studierenden überschritten. Als einer der zehn grössten Arbeitgeber des Kantons Bern beschäftigen wir 7357 Personen verteilt auf 4719 Vollzeitstellen. Nach mehr als 20 Jahren haben wir das dritte Studienjahr Pharmazie wiedereingeführt, das Masterstudium folgt in einem Jahr. Damit kommen wir einem auf nationaler Ebene befürchteten Apothekerinnen- und Apothekermangel zuvor. Im Frühjahr 2019 konnten wir das neue strategische Forschungszentrum für Präzisionsmedizin in Betrieb nehmen, genannt Bern Center for Precision Medicine (BCPM). Hier werden auf Patientinnen und Patienten massgeschneiderte Therapiemodelle entwickelt, die Medizin der Zukunft also. Genetische Veranlagung, Umweltfaktoren oder Lebensstil der erkrankten Personen sollen in die Behandlung miteinbezogen werden, um Nebenwirkungen zu minimieren und den Behandlungserfolg zu steigern sowie die Kosten zu senken. Ausserdem wurde im August ein weiteres Schwergewicht für den Medizinalstandort Bern eröffnet: sitem-insel, das Schweizer Zentrum für Translationale Medizin und Unternehmertum. Sitem-insel fördert gezielt den Wissens- und Innovationstransfer aus der Forschung in die Anwendung. Die Universität Bern ist Mitgründerin und wissenschaftliche Partnerin.
Kommen wir nun zu weiteren Highlights des letzten Jahres. Als einziges nicht amerikanisches wissenschaftliches Experiment war das mittlerweile berühmte Sonnenwindsegel der Universität Bern bei der ersten Mondlandung 1969 dabei und wurde noch vor der amerikanischen Flagge in den Mondsand gesteckt. Grund genug für die Uni Bern, ein grosses Fest zum 50-Jahr-Jubiläum der Mondlandung zu feiern. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der ESA und der NASA, dem amerikanischen Botschafter Edward McMullen sowie unzähligen lokalen Partnern wurde auf dem Bundesplatz Bern bei sengender Hitze die Rakete «gezündet».
Eine Rakete im wörtlichen Sinne durfte die Universität Bern dann auch noch im Dezember zünden: An Bord einer Sojus-Rakete ist das Weltraumteleskop CHEOPS, das unter unserer Federführung im Auftrag der ESA entstanden ist, vom Raumfahrtzentrum in Französisch-Guayana abgehoben und wird uns in Zukunft neue, aufregende Einblicke in die Welt der Exoplaneten geben.
Am diesjährigen Dies academicus wurden die Leistungen unserer Universität von verschiedener Seite hervorgehoben, unter anderem von unserem Alumnus und jetzigen Wissenschaftsdirektor der NASA, Dr. Thomas Zurbuchen, und unserem Ehrendoktor Altbundesrat Johann Schneider-Ammann.
Dazu passt, dass der diesjährige Jahresbericht der Universität Bern zum ersten Mal hauptsächlich digital erscheint. Ich bin stolz auf unsere Universität und ihre Errungenschaften und bedanke mich herzlich bei unseren Dozierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie bei unseren Studierenden, die sie mit grosser Leidenschaft zu dem machen, was sie ist: eine lebendige, zukunftsorientierte, leistungsstarke und tolle Institution.
Ein Jahresende ist immer gefolgt von einem Jahresanfang. Lassen Sie mich deshalb noch auf ein paar zukünftige Herausforderungen eingehen. Ein grosses Problem ist und bleibt unsere Bausituation. Wir brauchen dringend neue Lehr- und Laborgebäude für die Medizin, die Naturwissenschaften und die Veterinärmedizin, um den Bedarf durch das Studierendenwachstum abdecken und die in die Jahre gekommenen Gebäude ersetzen zu können. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir in diesem Jahr die kantonale Bildungskommission (BiK) und die Baukommission (BaK) zu uns einladen durften, damit sie sich ein Bild der Situation vor Ort machen konnten.
Des Weiteren planen wir, zusammen mit der Berner Fachhochschule einen neuen universitären Master- und PhD-Studiengang in Präzisions- und Medizin-Ingenieurwissenschaften aufzubauen. Damit möchten wir beitragen, den Fachkräftemangel in diesem für die Region Bern wichtigen Wirtschaftsbereich zu lindern und gezielt die Innovation auf den beiden Gebieten voranzutreiben.
Nachdem wir im abgelaufenen Jahr eine universitäre Digitalisierungsstrategie verabschiedet haben, geht es jetzt um deren Umsetzung. Wir wollen unsere Studierenden optimal auf den digitalen Wandel vorbereiten. Ein Beispiel ist der Aufbau einer Campus Mobile App, die gemeinsam mit unseren Studierenden programmiert wird.
«Wir brauchen dringend neue Lehr- und Laborgebäude für die Medizin, die Naturwissenschaften und die Veterinärmedizin.»
Prof. Dr. Christian Leumann, Rektor
Ein grosses Thema wird die Verbesserung des nachhaltigen Betriebs der Universität sein. Wir haben letztes Jahr damit begonnen, die Reisepraxis unserer Dozierenden und Studierenden zu analysieren, und haben Weisungen erarbeitet, welche die Zahl der Flugreisen reduzieren werden. Wir möchten aber auch einen grossen Schritt weitergehen und streben das Ziel der Klimaneutralität der Universität an.
Dazu passt, dass der diesjährige Jahresbericht der Universität Bern zum ersten Mal hauptsächlich digital erscheint. Ich bin stolz auf unsere Universität und ihre Errungenschaften und bedanke mich herzlich bei unseren Dozierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie unseren Studierenden, die sie mit grosser Leidenschaft zu dem machen, was sie ist: eine lebendige, zukunftsorientierte, leistungsstarke und tolle Institution.